
Ein Waldmärchen
Stell dir nur vor, wie es wohl wär,
In dunkler Nacht, so ganz allein
In einem Zauberwald zu sein.
Drei Bäume werden dir gewahr,
Auf einer Lichtung sonderbar.
Der erste ist der Baum der Wahrheit,
Darunter stehen scheint fast Pflicht.
Sein Blätterdach, zwar überreich,
Behagt doch Wahrheit manchem nicht.
Der zweite schwer an Ästen trägt,
Gar schwer und überreich beladen.
An diesem hingepflanzten Orte,
Schier unermesslich ist sein Schatz.
Der Schatz vom alten Baum der Worte.
Der dritte Baum, er ist sehr alt.
Dies lässt sich leicht und gut erkennen.
An seiner knorrigen Gestalt.
Erkenntnisbaum mag er sich nennen.
Die Kerben, die im Lauf der Zeit,
An seiner Borke tief, so tief,
Sie machten sich am Stamme breit,
Er war geneigt, so krumm und schief.
Erkenntnis, Wahrheit und das Wort,
Durch ihre Wurzeln so verbunden.
An diesem ganz besondrem Ort,
Der alten Bäume schmerzend Wunden...
Nur wer vermag, es zu verstehen,
Was manch Gedankenwald uns spricht,
Vermag wohl wissend um sich sehen,
Um zuzuhören manch Gedicht.
Und wären nicht die alten Bäume,
Von denen wir so viel erfahren,
Wo wären sie, die Zeit der Träume
In all den vielen vielen Jahren.
Sie flüstern leis doch innehalten,
Um Blätterrauschen zuzuhören.
Als Farbgespiel dabei gestalten
Mit ihrer Pracht uns zu betören.
Nur wer vermag ihnen zu lauschen,
So wie der flüsternd Wind uns spricht,
Wenn Blätterwerk ganz leis am Rauschen
Und gar vernehmbar manch Gedicht.
© Uschi Rischanek
Text/Bild/Rezitation
Music: Rion Riz