Gedichte über Glück



Heimkommen

Es ist bereits dunkel geworden, als ich vor dem Haus parke. Ich steige aus dem Wagen, sehe nach oben, seltsam, kein Licht in unserer Wohnung. Ich sperre die Haustür auf, steige die Treppe hoch. In allen anderen Wohnungen brennt Licht, nur nicht in der unsrigen. Ich schließe die Wohnungstür auf, trete ein. "Hallo!" Natürlich keine Antwort, niemand hier. Ein seltsames Gefühl des Verlassenseins beschleicht mich. Ich knipse das Flurlicht an. Gehe zum Wohnzimmer, schalte auch hier das Licht an, seh’ mich um. Ich entdecke den Zettel auf dem Tisch. Frische Blumen aus dem Garten in der Vase. Schwertlilien, die ich so mag. "Bin bei den Enkeln, Tochter hat Elternabend, Schwiegersohn hat auch keine Zeit und ist nicht da. Hat sich unvorhergesehen so ergeben. Komme gegen 22.30 zurück". Große Erleichterung macht sich breit. Warum mache ich mir immer gleich solche Gedanken? Jetzt ist alles in Ordnung. Sie ist ja gar nicht weg, sie ist hier Das Zimmer trägt ihre Handschrift: Die Puppen auf der Lehne der Couch, Die Orchideen auf dem Fensterbrett, das nur von Kakteen bewohnte Terrarium, die Blumen auf dem Tisch. Sie ist überall um mich. Ich gehe zur Küche, schalte auch hier Licht ein. Auch hier ein Zettel auf dem Tisch, neben einem Strauß Margeriten. "Essen im Kühlschrank, guten Appetit". Ich gehe in’s Schlafzimmer, eine Strickjacke holen. Die Abende sind noch kühl. Ich habe weder Hunger noch Lust, den Ofen einzuheizen. Aber ich bin "Daheim"! Ein wohltuendes Gefühl... (Johannes Glatz) Februar 2015

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