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Mein Herz, das schlägt...

 Mein Herz, das schlägt

 

Ich höre einen Herzschlag,

ein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt -

 

Ich stehe hier in deinem Zimmer

und sehe, dass du nicht mehr kämpfst,

dass du von jeder möglichen Therapie,

jedem neuen Medikament

und jedem heilenden Wort ablenkst.

Und das macht mich wütend,

weil du mich dazu verdammst

mit dir aufzugeben

obwohl du mit mir noch kämpfen kannst.

Ich will dich nicht verlieren,

will nicht in geliebter Einsamkeit erfrieren.

Mir nicht immer wünschen das du bei mir wärst

und meine Hand zum Kuss an deine Lippen führst.

     - Ich will das du kämpfst,

für unsere Freunde, die Familie

die Kinder und auch für mich

für ein weiteres gemeinsames Leben,

  - ich will einfach nicht das du uns schon verlässt.

 

Ich höre deinen Herzschlag,

dein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt –

 

Ich stehe hier, an deinem Bett,

in einem Zimmer, das nicht deines ist.

Ich sitze hier, halte deine Hand

und sehe zu wie Dein Licht langsam erlischt.

Und ich kann in deinem Lächeln sehen

das du keine Kraft mehr hast,

ich spüre, all das Kämpfen,

ist dir eine Zeitraubende Last.

So sitze ich bei dir,

lese dir vor

und erkenne wie egoistisch ich bin,

dich zum Kämpfen zu zwingen

auch wenn es schon längst

keine Chance mehr gibt.

Dich immer wieder an deine Grenze zu bringen

und von Dingen zu singen

die dich innerlich zerreißen

weil sie dir den Abschied unerträglich erschweren,

 - weil du sie so liebst.

Du hast längst akzeptiert,

was mich passiviert und

ich nicht für endgültig erkennen wollte.

Doch jetzt weiß ich das ich dich gehen lassen sollte.

Ich darf dich begleiten,

darf Abschied nehmen

darf an deiner Seite den Weg mit dir gehen

zu deinem wohltuenden Neubeginn.

Und das letzte Stückchen Lebensweg

gefüllt mit deinem,

für dich selbst bestimmten,

stillstand nahendem Lebenssinn.

 

Ich höre deinen Herzschlag,

dein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt –

 

Ich sehe dich in meinem Zimmer stehen

und deine Augen flehen -

  bitte gib nicht auf.

Ich sehe dich in meinem Zimmer stehen

und kann dir sagen,

  - dass hier ist ein guter verlauf.

Ich weiß das alles macht beklommen,

es macht Angst, wütend und traurig zugleich,

bedrückend benommen

und auch Verzweiflung vielleicht.

Trauer umspielt dein Gemüt,

und es ist eine fest umklammernde Hilflosigkeit.

Doch glaub mir - dank dir bin ich bereit.

Ich bin dankbar

und gehe zufrieden von dieser Welt.

Du hast mir Kraft gegeben,

zu akzeptieren und

unerledigtes noch zu erledigen

und aufgeschobenes noch zu erfüllen.

 

Ich höre meinen Herzschlag,

mein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt -

 

Ich weiß du hast Angst.

Angst, vor mir zu stehen

und nicht zu wissen

wie du mit mir umgehen sollst.

Welche Worte sollst du wählen,

mich mit Fragen und Themen über belangloses quälen?

Darfst du alles mit mir teilen,

oder sollst du in ständiger Trauer

an meiner Seite verweilen?

   - Bis es zu Ende ist

und du jedes Wort vergisst

und vor den letzten Momenten fliehst,

weil du schon den Tod in meinen Augen siehst.

Weil du in mir siehst wie alles erlischt

und in Trauer wahrnimmst,

wie das Leben und der Tod miteinander verwischt.

 

Du hörst meinen Herzschlag,

mein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt -

 

Weißt du wie es für mich war?

Die letzten Tage oder auch Jahr um Jahr?

Es war ein ständiges auf und ab,

ein Körper  -  der ständig neu erschlafft,

der von kraftlos und ausgelaugt,

immer wieder Kraftgetankt neu beginnen soll.

Der von willenlos und erschöpft

Aufgestanden, und mit Leben gefüllt

sich freudestrahlend und dem Leben zugewandt,

minütlich neu erkennen soll

das Leben hier, - ist wundervoll.

Doch es ist auch ein gefangen sein

In einem Da sein - das nicht meines ist.

Gefesselt im eigenen Ich

und fremdbestimmt zu warten

bis ich die Welt -

und das Leben - mich vergisst.

 

Ich höre meinen Herzschlag

mein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt -

 

Ich bin dankbar -

Das du, so schwer es auch war

mich trotz allem nicht vergessen hast.

Du hast so viel für mich getan

und sagst - ich war dir nie eine Last.

Du hast mich unterstützt,

mich ernst genommen, mich selbstbestimmt,

dass keiner mehr mir Fremdbestimmt

Sauerstoff durch meine Lungen pumpt.

  - Du hast meinen Wunsch zu gehen respektiert,

mich nicht entmündigt

und willensträchtig akzeptiert

dass ich das für mich entscheiden muss.

Wann für mich der Zeitpunkt ist

mich gegen künstliches am Leben halten,

mein Leben künstlich zu verwalten

und gegen meinen Willen zu gestalten

wie ihr das wohl für richtig haltet zu entscheiden,

und dies, -  mein Selbstbestimmtes Leben ist.

 

Du hörst meinen Herzschlag,

mein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Abschied mit sich trägt -

 

Ich bin dir dankbar

glaube mir -

Du warst hier  -  an meiner Seite,

bis zu meinem letzten Atemzug,

hast mich umsorgt

und meine Hand gehalten

und mich mitgenommen

auf unseren letzten gemeinsamen Lebensflug.

Ich bin dir unendlich dankbar,

glaube mir,

du warst so selbstlos und besonnen

hast uns die Zeit gegeben

einen Abschied in Vollendung noch zu leben

und hast ganz wichtig

mir meine Würde nicht genommen…..

 

Ich höre einen Herzschlag

ein Herz das schlägt

und Schlag um Schlag

den Stillstand mit sich trägt -

 

Gelesen: 51   
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AUTOR:

Hallo,
Ich bin Nadine, 45 Jahre jung und Mama von zwei tollen Teenagern. Meinen Beruf als Erzieherin übe ich jetzt schon 25 Jahre aus. Mit meinem Mann bin ich 15 Jahre verheiratet und wir bilden einen guten Kulturen Mix aus deutsch und togoisch. In meine Texte packe ich das was mich bewegt, antreibt oder beschäftigt.


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2 KOMMENTARE



31. August 2021 @ 13:17

Liebe Nadine,
Dein Gedicht hat mich zutiefst berührt! Man muß versuchen, jemand Mut zu machen, aber wenn er nicht mehr kämpfen kann, muß man ihn in Würde gehen lassen. Ich spreche aus Erfahrung, es ist ein unvorstellbar schmerzlicher Prozess.
Liebe Grüße Hanni


31. August 2021 @ 11:26

Hui, das geht unter die Haut. Du hast mich mit auf die letzte Reise genommen, deine Schmerzen und Dankbarkeit herzzerreißend ausgedrückt. Freue mich auf weitere Gedichte von dir. LG Gudrun



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