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Die Beichte

Es ist der erste Sonntag nach Ostern. Die Sonne strahlt mit voller Pracht vom blauen, wolkenlosen Himmel, kein Lüftchen rührt sich, nur die Vögel in Büschen und Bäumen zwitschern pausenlos ihre Lieder.
Familie Wendlinger sitzt pünktlich, wie jeden Sonntag, am Frühstückstisch und genießt beim Essen und Trinken den herrlichen Ausblick in den vom Hausherrn liebevoll angelegten Garten. Die beiden Kinder, Max und Resi, acht und zehn Jahre jung, verschlingen hastig ihre knusprigen Marmeladenbrötchen, nehmen noch einen kräftigen Schluck vom warmen Kakao und verabschieden sich bei den Eltern mit den Worten: "Wir gehen spielen, sind bis zum Mittagessen zurück!" Die Tür knallt zu, das Ehepaar sitzt allein in der Küche.
"Ja, ja, unsere Kleinen, immer auf dem Sprung, keine Minute Zeit, kein Sitzfleisch, aber lieb, sehr lieb sind sie", sagt Herr Wendlinger, erhebt sich mit ausgestreckten Armen von seinem Stuhl und geht zu seiner Frau. Er umarmt sie, flüstert ihr zärtlich ins Ohr: "Genau wie Du, Liebling, genau wie Du, nie Zeit!"
"Ja, mein Schatz, genau wie ich, ich habe auch nie Zeit - und jetzt lass mich bitte los, ich muss noch aufräumen und mich umziehen, um zehn Uhr möchte ich in der Kirche sein - Du gehst, wie üblich, doch nicht mit." ---
Schnell vergehen die Stunden. Mittagessen. Die Familie sitzt vollzählig beisammen. Das gleiche Ritual wie beim Frühstück. Hastiges Essen der Kinder, zugeknallte Türen, die Eheleute sind allein.
"Und, mein Goldstück, was gibt es Neues? Wie war es in der Kirche?", beginnt liebevoll der Ehemann den Dialog mit seiner Angetrauten.
Die legt ihre Gabel beiseite, wischt sich mit der Serviette den Mund ab und antwortet ruhig: "Es gibt nichts Neues, es sind immer die gleichen Leute in der Kirche, - neu ist nur - das ich heute zur Beichte gegangen bin."
Etwas erstaunt blickt Herr Wendlinger auf, er weiß genau das es mindestens ein Jahr her ist, dassseine Frau zur Beichte war. Neugierig fragt er: "Zur Beichte, was gibt es denn bei Dir schon groß zu beichten, - was hast Du dem Herrn Pfarrer denn erzählt?"
"Nichts besonderes", entgegnet die Hausfrau gelassen, "ich habe gesagt, dass mein Körper während der ganzen Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Ostern, nicht mit Fleisch in Berührung gekommen ist."
"Na so was - also hör mal", empört sich lautstark der Ehemann, "Du könntest wirklich mit etwas mehr Respekt von meinem Körper reden!"

© Horst Rehmann

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