Ach, ist die Weihnachtszeit doch schön,
du kannst zur Jobvermittlung gehen,
ziehst einen roten Mantel an
und schon bist du der Weihnachtsmann.
Der Job macht Spaß und ist nicht hart,
tarnst dich mit einem langen Bart,
kommst zu Fuß oder geritten,
auf einem Esel oder mit Schlitten,
in den schweren Sack aus Jute ,
legst du noch eine kleine Rute,
übst einen tiefen, sanften Ton,
du wirst sehen, dann klappt das schon.
Meist fährst du zu den alten Villen,
nimmst vorher zwei Beruhigungspillen,
und gibst dann im Familienkreis,
die eingeübten Sprüche preis.
Lässt singen und ein Gedicht aufsagen,
hörst zu, worüber die Eltern klagen,
tröstest die Kleinen, die oft jammern
und sich an Vaters Beinen klammern,
in der Hoffnung, dass du weiterziehst
und nicht die dicken Tränen siehst.
So auch Max, ich weiß es noch,
ein schüchterner Dreikäsehoch.
Große Augen und ein blasses Gesicht,
so stand er vor mir, dieser Wicht.
Ich streichelte den kleinen Kopf,
mit dem langen, blonden Schopf,
stellte den Rucksack schnaufend nieder
und streckte die müden, kalten Glieder.
Dann holte ich aus dem Jutesäckchen,
das erste kleine Weihnachtspäckchen.
Die Kinderaugen, ja die feuchten,
fingen plötzlich an zu leuchten.
Arme strecken sich mir entgegen,
noch mochte Max sich kaum bewegen.
Ich reichte ihm ein paar Süßigkeiten,
ein Lächeln schien sich auszubreiten.
Erzieherisch griff ich zur Rute,
die aus dem Sack schaute, aus Jute
und sprach in meinem tiefsten Ton,
„Warst du auch immer brav mein Sohn?“
Der kleine Kopf nickte ganz schüchtern,
das Elternpaar erwiderte nüchtern:
„Lieber Weihnachtsmann, seit Tagen,
liegt so manches hier im Argen.
Der junge Mann will sich nicht waschen,
nur ständig süße Sachen naschen.
Er will nicht bei der Oma schlafen.
Sollte man ihn nicht bestrafen?“
Ich blickte auf den lieben Kleinen,
nun fing er leidlich an zu weinen.
Beschwörend schaute ich zu den Sternen,
„der kleine Knopf wird´s schon noch lernen.“
Griff noch mal in das pralle Säckchen
nach einem großen Weihnachtspäckchen,
beugte mich zu dem kleinen Jungen:
„Hast du schon ein Weihnachtslied gesungen?“
Kopfschüttelnd und wieder mal ganz stumm,
sah er sich nach seinen Eltern um.
„Er kann noch keins, ist noch zu klein,“
schaltete sich die Mutter ein.
Max Augenpaar haftete an dem Paket,
wie ein eiserner Magnet.
Ich schob es ihm ein Stück entgegen,
da sprach er plötzlich ganz verlegen.
„Ich kann ein Gedicht“, und fing gleich an,
„Lieber, guter, Weihnachtsmann….
Wie er so da saß auf dem Parkett,
schüchtern und steif wie ein Dielenbrett.
Der Vierjährige hat mein Herz berührt,
ich habe Sehnsucht und Schmerz gespürt.
Meine Beine waren plötzlich wie Wachs.
In Gedanken bin ich noch oft bei Max.

